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Marokkos betörende «Rote Stadt»

Vier marokkanische Orte dürfen sich «Königsstadt» nennen: Noch vor Meknès, Fès und Rabat ist Marrakesch, die berühmteste unter ihnen.

Artur K. Vogel

Marrakesch ist einmalig. Bekannt als «Rote Stadt», umgeben von einer intakten Mauer mit 19 Toren mit dem schneebedeckten Atlasgebirge im Süden, gehört sie seit 1985 zum Unesco-Weltkulturerbe. Ihre verwinkelte Medina (Altstadt) mit dem Souk und seinen zahllosen Läden sowie der quirlige Marktplatz Djamaa al-Fna sind legendär. Moscheen, eine Kasbah (Festung) aus dem 12. Jahrhundert sowie luxuriöse Resorts ausserhalb der Stadt mit weitläufigen Gärten und Pärken – die viel zu viel Wasser verbrauchen – locken zahlreiche Gäste an.

Der Besuch der Millionenstadt war allerdings bis zu den Reisebeschränkungen während der Covid-Pandemie ein getrübtes Vergnügen: Billigflieger brachten massenweise Touristen aus allen Himmelsrichtungen der Welt. Drei Millionen Reisende besuchten 2019 die Königsstadt. Marrakesch war zu einem Symbol des «Overtourism» geworden.

Mit Corona änderte sich das. Plötzlich drängten sich keine Menschenmengen durch die engen Gassen mehr. Düfte von Gewürzbergen auf den Markständen blieben dieselben, und im Souk Haddadine gaben die Schmiede nach wie vor ihren hämmernden Takt an. Doch statt Touristinnen in Hotpants und Tanktops bevölkerten einheimische Frauen in langen Kleidern, einige tief verschleiert, die Strassen und Läden. Kinder spielten in den Gassen Fussball. Mopeds und Lasten-Dreiräder bahnten sich hupend und rauchend ihren Weg. Eselsgespanne transportierten Waren. Marrakesch war wieder orientalisch geworden. Inzwischen hat sich die Pandemie entspannt. Die Touristen sind zurück, wenngleich noch in geringerer Zahl als vor 2020. Herbst und Winter 2022 dürften die letzte Gelegenheit bieten, um Marrakesch ohne Gedränge zu erleben.

Marrakesch ist eine der vier marokkanischen «Königsstädte».
Marrakesch ist eine der vier marokkanischen «Königsstädte». Credit: Adobe Stock

Eine duftende Sehenswürdigkeit ist der Gewürzmarkt in der Medina: An den Ständen sind Gewürze in allen Farben zu kleinen Pyramiden aufgetürmt. Jeder Windhauch trägt einen neuen Duft heran. Gewürze spielen in der marokkanischen Küche mit ihren jahrhundertealten Einflüssen aus dem arabischen, mediterranen und afrikanischen Raum eine zentrale Rolle. Kaum ein Gewürz, das hier nicht angeboten würde: Kreuzkümmel und Zimt, Kurkuma und Safran, Curry, Pfeffer, Minze. Und natürlich Ras el-Hanout. Diese Mischung aus etwa zwei Dutzend Ingredienzien gehört unabdingbar zur heimischen Küche. Ras el-Hanout ist unverzichtbar für Tajines, jene typischen Gerichte, die in Steinguttöpfen mit spitzen Hauben allenthalben geschmort werden, aber auch für Eintöpfe, Braten und Couscous.

Im Paradies für Safran

Wer Safran kaufen will, muss im Souk auf der Hut sein: Oft werden unwissenden Touristen Fälschungen dieses teuersten aller Gewürze angedreht, nämlich rote Fäden, die wie Safran aussehen, aber keine sind. Um sicherzugehen, legt man einige Fäden auf die Hand und reibt sie ganz leicht. Echter Safran färbt die Haut sofort gelb, während die Fäden intakt bleiben.

Formen, Farben, Gerüche und Geräusche: Der Souk in Marrakesch ist eine wahre Sinnesfreude.
Formen, Farben, Gerüche und Geräusche: Der Souk in Marrakesch ist eine wahre Sinnesfreude. Credit: akv

Garantiert ungefälschten Safran gibt es draussen im Ourika-Tal. Hier betreibt Christine Ferrari das «Paradis du Safran». Die einstige Gemeindeschreiberin von Kaiseraugst im Aargau war 2008 nach Marokko gezogen. Sie hat einen botanischen Garten angelegt, in dem Früchte, Sträucher und Kräuter gedeihen und man auf einem Barfusspfad seine Sinne schärfen kann. Ihre Angestellten ernten jedes Jahr etwa zwei Kilo Safran, der ein schweizerisches Bio-Zertifikat besitzt. Kunden sind unter anderem Schweizer Spitzenrestaurants.

Himmelslabor und Gastgeber

Ebenfalls im Ourika-Tal hat der Wiener Schauspieler, Musiker, Poet und Schriftsteller, Action-Künstler, Animator und Kulturorganisator André Heller einen «Garten für die Seele» geschaffen, den er «Anima» nennt. Anima ist ein verwunschenes Paradies von Natur, Kunst und Kitsch. Dem Besucher bietet sich ein beinahe surreales Bild: ein üppiger, mit zahllosen exotischen Pflanzen bewachsener Park, schlanke Palmen, Gewächse mit dicken, saftigen, dunkelgrünen Blättern, Büsche, Blumen, Rosen und Kräuter; auch eine Allee von Olivenbäumen. Und Kakteenplantagen. Man geht auf Sand, Gras oder Kies, und hört das Gezwitscher der Vögel, das Zirpen, Brummen, Sirren der Insekten sowie das Plätschern der Brunnen. Zudem sind Kunstwerken und Objekte im Garten verteilt. So eine Kopie von Rodins Denker, eine Skulptur von Keith Haring im Schatten einer riesigen Kaktee, Kunstwerke von André Heller selbst, aber auch Objekte, die er auf Märkten gefunden hat oder von lokalen Künstlern und Handwerkern hergestellt wurden. Sein Garten, schreibt Heller, sei «eine Versuchsanstalt für den Himmel», ein Ort «absoluter Liebe und des schattenlosen Lichts».

Eine Skulptur des Gartens Anima im Ourika-Tal.
Eine Skulptur des Gartens Anima im Ourika-Tal. Credit: zvg

Auf einer Schotterpiste gelangt man zu einem anderen Ort der Ruhe, zum uralten Dorf Akrich. Die Bernerin Doris Nufer war 20 Jahre lang Arzthelferin am Kinderspital Basel. Dann wurde sie Food-Stylistin. Danach kam der nächste Umbruch: Nach längerer Suche fand sie das 3000 Quadratmeter grosse Grundstück bei Akrich. Auf kariertem Papier zeichnete sie ihr künftiges kleines Dorf; eine befreundete Architektin fertigte daraus Baupläne. Beim Bau setzte sie auf lokale Handwerker. «Am 8. Dezember 2004 bin ich definitiv angekommen», erzählt Doris Nufer. Wir sitzen an einem langen Tisch auf einem Platz zwischen dem Haupthaus mit riesiger Küche, Ess- und Aufenthaltsraum und Bungalows aus Lehm. Weisse Bougainvilleas ranken an den Häuschen empor; in einem kubistischen Brunnen plätschert Wasser. Bei Doris Nufer ist man nicht einfach Gast; man wird in den Kreis aufgenommen, isst gemeinsam, plaudert, trinkt und lacht.

In Marrakesch selbst finden sich mitten in der Medina hinter unscheinbaren, rötlichen Mauern Hunderte sogenannter «Riad», ehemalige Residenzen wohlhabender Bürger, die zu Gästehäusern umgebaut wurden. Die Schweizer Designerin Ursula Haldimann und der aus Schweden stammende, in Bern aufgewachsene Architekt Björn Conerding, zum Beispiel, betreiben den nach ihrer Tochter benannten «Riad Enija». Das Paar hat den fast dreihundertjährigen, um drei Innenhöfe gruppierten Wohnsitz eines reichen Einheimischen sorgfältig restauriert und in ein Refugium mit sechs Zimmern und neun Suiten verwandelt. Der «Riad Enija» ist die perfekte Fusion orientalischen und europäischen Stils – allerdings Reisenden mit grosszügigem Budget vorbehalten.

Allgemeine Informationen: marrakesch.com

Direktflüge: ab Zürich nonstop mit Swiss und Edelweiss, ab Basel mit Easyjet, ab Genf mit Swiss und Easyjet.
Unterkünfte: akrich.com, riadenija.com
Christine Ferraris Safranparadies: paradis-du-safran.com
André Hellers Garten: anima-garden.com

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