Karin Burkhalter (2.v.l.) ist stellvertretende CEO und für die Romandie zuständig.
Karin Burkhalter (2.v.l.) ist stellvertretende CEO und für die Romandie zuständig. Credit: zvg
Bildung

Informationswildwuchs war gestern

Die Schweizer App Klapp macht die schulische Kommunikation unkompliziert und niederschwellig möglich. Mit einer denkbar einfachen Strategie.

Sarah Sartorius

Der Elternbrief mit wichtigen Infos zum bevorstehenden Skitag gammelt im Schulrucksack vor sich hin, die E-Mail mit dem neuen Stundenplan geht in der Mailflut unter und im Elternchat wird zu später Stunde über Schulwegsicherheit diskutiert: Die Kommunikation zwischen Lehrpersonen und Eltern ist nicht ganz einfach. Eine Schweizer App räumt nun auf im Informationsdschungel.

Klapp vereint E-Mails, Textnachrichten und Papierpost in einem. Die App ist bedienerfreundlich, niederschwellig und von Tablet, Computer oder Mobiltelefon aus bedienbar, ein Smartphone ist kein Muss. Für die Schule, beziehungsweise die Gemeinde kostet dies 5 Franken pro Jahr pro Kind, inklusive Support. 1200 Schulen in der ganzen Schweiz sind zurzeit an Klapp angeschlossen, 250 000 Absenzen und 3 Millionen Nachrichten laufen pro Monat darüber.

Die Klapp GmbH wurde 2018 im aargauischen Fislisbach von Elias Schibli, Reto Kaspar und Aljoša Bilic gegründet. Der Blick auf den mit Infozetteln aus der Schule zugepflasterte Kühlschrank der dreifachen Väter war der Auslöser. Die stellvertretende CEO Karin Burkhalter, die seit drei Jahren bei Klapp dabei ist, ergänzt: «Da die Frau von Reto Kaspar Schulleiterin ist, war bei der Entwicklung der App von Anfang an nicht nur die Sicht der Eltern vertreten, sondern auch die von Lehrerschaft und Schulleitung.»

Bei Klapp findet man alle Infos an einem Ort.
Bei Klapp findet man alle Infos an einem Ort. Credit: zvg

Gegen das Zettelchaos

Dies bestätigt auch Simona Cattaneo, Co-Schulleiterin an Kindergarten und Primarschule in Kirchberg im Kanton Bern und Mutter einer schulpflichtigen Tochter. «Klapp funktioniert, weil die App von drei Betroffenen aus einem Bedürfnis heraus entwickelt wurde. Es ist kein Kopfkonstrukt von jemandem, der keinen Bezug zum schulischen Alltag hat.»

Die Schule in Kirchberg setzt seit drei Jahren auf die App, darauf aufmerksam geworden ist Cattaneo und ihre Schulleitungskollegin im Rahmen ihrer Diplomarbeit über schulische Kommunikationskonzepte. Der «Informationswildwuchs» während Corona habe sie darin bestärkt, dass sich etwas ändern müsse, sagt sie. «Mit einem von der Schulleitung entwickelten Leitfaden, der die Nutzung, den Gebrauch und den Umgang mit Klapp regelt und der für alle Lehrpersonen verbindlich ist, geht seit einer kurzen Einführungsphase kein Zettel mehr raus», so Cattaneo. In der App finden Erziehungsberechtigte alles an einem Ort und können via Suchfunktion gezielt nach Infos suchen.

Die Schulleiterin lobt, dass Inputs und Verbesserungsvorschläge von Seiten der Schule ernst genommen und teils direkt umgesetzt werden. Konkret bei einem Fall, bei dem Absenzmeldungen für das gemeinsame Kind getrenntlebender Eltern für Unstimmigkeiten gesorgt haben. Die Rückmeldung stiess bei Klapp auf offene Ohren «Wenn sich Rückmeldungen von mehreren Schulen häufen, handeln wir und schauen uns das genauer an», sagt Burkhalter. Zurzeit entwickeln sie etwa die Funktion Co-Parenting, bei der beispielsweise der Ex-Mann immer im cc mitinformiert wird - oder eben auch nicht, sollte dies nicht gewünscht sein. Auch Grosseltern oder andere Betreuungspersonen können der App hinzugefügt werden.

Übersetzung in über 100 Sprachen

Dass gleichzeitig mehrere Personen informiert werden können, ist ein grosser Vorteil der App. Musste man früher bei Krankheit sowohl eine SMS an die Klassenlehrperson, die Tagesschule und die Logopädin schicken, funktioniert dies je nach Einstellung mit einem Click im Abwesenheitstool. Genau darin sieht Simona Cattaneo jedoch auch eine gewisse Gefahr: «Die Hemmschwelle, ein Kind vom Unterricht abzumelden, ist gesunken. Ein Click reicht, man muss sich nicht mehr lange erklären.»

«Bei der Entwicklung der App war von Anfang an sowohl die Sicht der Eltern wie auch die von Lehrerschaft und Schulleitung vertreten.»

Ein wichtiger Pluspunkt, den Klapp von anderen Kommunikationstools unterscheidet, ist der Datenschutz: Ob die Mailadresse und Telefonnummern der Eltern für alle sichtbar sein sollen, ist freiwillig. Die Daten laufen alle über den in Genf ansässigen Server bei Infomaniak. «Trotzdem: Es bleibt ein Onlinetool. Es versteht sich von selbst, dass keine besonders schützenswerte Daten ausgetauscht werden sollten», sagt Burkhalter. Wenn Probleme mit Schüler*innen auftreten, sei immer noch das persönliche Gespräch angesagt.

Simona Cattaneo schätzt bei einer durchmischten Gemeinde wie Kirchberg besonders das integrierte Übersetzungstool: Nachrichten können in über 100 Sprachen übersetzt und geschrieben werden. Schreibt ein nicht deutschsprachiger Elternteil in seiner Sprache eine Nachricht an die Lehrpersonen, kann sie direkt in Klapp auf Deutsch übersetzt werden.

Zero-Support-Strategie

Das Klapp-Team, kürzlich mit dem Worlddidac Award ausgezeichnet, der weltweit höchsten Auszeichnung in der Bildungsbranche, ist auch bei stetigem Wachstum mit 14 Mitarbeitenden überschaubar geblieben. «Klapp wird im Hintergrund immer komplexer, als Kundin oder Kunde darf man dies nicht merken», sagt Karin Burkhalter. «Wir verfolgen die Zero-Support-Strategie, will heissen, die Anwendung soll selbsterklärend sein und so einfach wie möglich bleiben.»

Die Effizienz der App sorgte kürzlich für ein Happy End und kam sogar der Polizei zuvor, erzählt Burkhalter: Ein Kind, das nach der Schule als vermisst gemeldet wurde, konnte innerhalb von fünf Minuten via Klapp-Nachricht bei einer Schulkollegin gefunden werden.

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