Corina über Chemotherapie in der Schwangerschaft
Brustkrebs und Schwangerschaft: Selten sind Freude und Leid so nah. Eine Betroffene erzählt im Interview über ihre grössten Ängste und warum sie die Stärke, weiterzukämpfen, nie verloren hat.
Brustkrebs gehört zu den häufigsten Krebsarten bei Frauen. Die Diagnose ist immer schockierend und schwierig zu handhaben. Noch komplexer ist die Situation, wenn eine schwangere Frau mit Brustkrebs konfrontiert wird.
Corina Schweizer wurde mit 34 Jahren schwanger und erhielt während der Schwangerschaft die Diagnose: Brustkrebs. Im Interview teilt sie die Gedanken, die ihr zum Diagnosezeitpunkt durch den Kopf gingen und spricht darüber, wie es ihr heute – knapp zwei Jahre später – geht.
Hallo Corina. Wie geht es dir heute?
Heute gehts mir sehr gut, also meistens. Mittlerweile habe ich den Krebs besiegt, aber es ist seltsam, wenn du plötzlich wieder im Alltag Fuss fassen und gesund am Leben teilhaben darfst. Ich muss lernen, dem Leben wieder Vertrauen zu schenken und keine Angst davor zu haben, dass mir plötzlich wieder der Boden unter den Füssen weggezogen wird.
Zu welchem Zeitpunkt in deiner Schwangerschaft hast du von deinem Brustkrebs erfahren?
Ich war in der 32. Schwangerschaftswoche, als meine Frauenärztin routinemässig einen Ultraschall der Brust machte. Ich habe relativ viele Fibroadenome, also gutartige Verhärtungen in der Brust. Zudem verändert sich das Brustgewebe in der Schwangerschaft ja sowieso auch, weshalb mir dieser neue Knoten bis dahin nicht aufgefallen ist. Als ich das Ultraschallbild sah, wusste ich aber sofort: Das ist nichts Gutes.
Und wie gings dann weiter?
Sie schickte mich direkt in die Biopsie ins Kantonsspital Baden und dann, zwei Monate vor der Geburt, kam die finale Diagnose: Brustkrebs. Ich habe das in diesem Moment gar nicht realisiert, ich bin nur dagesessen, habe unzählige Abklärungstermine und erste Fahrpläne der Therapie gehört und dabei meinen Schwangerschaftsbauch angesehen und gehofft, dass ich sofort aus diesem Alptraum aufwache. Mir wurde gesagt, dass aufgrund der Art des Tumors sofort mit der Chemotherapie gestartet werden muss, noch während der Schwangerschaft.
Was waren dann deine ersten Gedanken?
Mein erster Gedanke war: Ich kann und will meinen Mann und unser Baby nicht alleine lassen! Und natürlich habe ich mich gefragt, wie das gehen soll: Chemotherapie und Kind im Bauch. Ich wurde in ein völlig ungewisses Wasser geworfen, die Angst war ständig da, nicht nur um mich, sondern hauptsächlich auch um unser Baby.
Gab es Momente, in denen du dich überfordert gefühlt hast?
Ich habe einfach funktioniert. Die Chemotherapie musste so schnell wie möglich beginnen. So schenkte ich mein volles Vertrauen den Ärzten und fühlte mich auch immer sehr gut aufgehoben und begleitet. Zudem war ich sehr froh, dass sie mir sofort einen Kontakt zu einer anderen schwangeren Betroffenen vermittelt haben, die leider im selben Boot sass wie ich. Der Austausch mit ihr hat mir sehr geholfen, denn wir hatten dieselben Ängste, Sorgen und Gedanken. Und bis heute hat sich daraus eine sehr schöne und wertvolle Freundschaft entwickelt.
Welche Unterstützung hast du während dieser schwierigen Zeit erhalten?
Glücklicherweise habe ich ein starkes Umfeld und eine liebevolle Familie. Mit meinem Mami habe ich nächtelang telefoniert und ihr von meinen Ängsten und Sorgen erzählen können. Sie hat mich auch zu jedem Arzttermin und jeder Chemo begleitet. Auch mein Mann stand mir immer bei und hat mir bei allem den Rücken freigehalten. Als unser Sohn dann endlich gesund zur Welt kam, begann für mich eigentlich die wertvollste Therapie. Er gab mir, beziehungsweise uns allen, unheimlich viel Energie und Kraft, die notwendig war, um den Krebs zu besiegen.
Ein sehr schönes und bleibendes Erlebnis war zudem, als wir als Familie am letzten Pink Ribbon Charity Walk teilgenommen haben. Es war für mich nicht das erste Mal, jedoch das erste Mal als Betroffene. Dieser Zusammenhalt, die Stimmung, zu wissen, dass man nicht alleine ist, war sehr emotional. Niemals hätte ich gedacht, dass es mich in so jungen Jahren trifft. Darum ist die Arbeit von Pink Ribbon unter anderem zur Sensibilisierung unheimlich wichtig und ich bin dankbar, als Betroffene auch darin Halt gefunden zu haben.
War es dir möglich, dein Baby zu stillen?
Nein, unser Sohn kam zwischen der zweiten und dritten Chemotherapie zur Welt. Stillen war daher aufgrund der Therapie nicht möglich. Damit habe ich aber nie gehadert, das sind leider Konsequenzen, die der Krebs mit sich bringt. Zu wissen, dass unser Sohn gesund ist, war das einzig Wichtige.
Welche Ratschläge würdest du anderen Frauen geben, die sich in einer ähnlichen Situation befinden – einer Schwangerschaft und einer Brustkrebserkrankung?
Redet darüber! Es sind so viele Emotionen, die da aufeinander prallen – das kann man alleine nicht stemmen. Man hat mit der Schwangerschaft unheimlich viele Glücksgefühle, Vorfreude, Liebe und gleichzeitig katapultiert dich die Diagnose Krebs in Wut, Ängste, Trauer und Unverständnis. Der Krebs nimmt sich seinen Raum unweigerlich, ich habe dennoch versucht, den Zauber der Schwangerschaft und den Fokus auf das Baby so gut es geht mitzunehmen. Ich wollte mir das nicht auch noch nehmen lassen. Daher mein Rat: Sei du diejenige, die darüber entscheidet, wie viel Platz du dem Krebs gibst.
Diagnose Brustkrebs in der Schwangerschaft: Was nun?
Fachchirurg Dr. med. Christoph Tausch vom Brustzentrum Zürich erklärt im Gespräch, wie sich Brustkrebs auf die Schwangerschaft auswirkt und ob das noch ungeborene Kind beeinträchtigt wird.
Herr Doktor Tausch, wie beeinflusst Brustkrebs eine Schwangerschaft?
Brustkrebs beeinflusst die Schwangerschaft an sich gar nicht. Die notwendigen Therapien können die Schwangerschaft jedoch beeinflussen.
Ist eine Behandlung während der Schwangerschaft möglich?
Eine Operation ist möglich in der Zeit ab der 12. Schwangerschaftswoche, also wenn alle Organe beim Kind angelegt sind. Ebenso ist die Chemotherapie ab diesem Zeitpunkt möglich. Während der Schwangerschaft wird keine Radiotherapie durchgeführt, weil hier am meisten Schäden befürchtet werden.
Kann das Baby durch die Krankheit beeinträchtigt werden?
Nein, kaum durch die Krankheit selbst, sondern nur durch die Therapien, die deshalb auch erst nach der 12. Schwangerschaftswoche durchgeführt werden: Eine
Operation in Narkose kann Frühgeburten auslösen. Eine Chemotherapie
kann vorübergehende Einschränkungen für das Baby mit sich bringen.
In so einer schwierigen Situation sind ausführliche Beratung und sorgfältige Überwachung der Patientin und des ungeborenen Kindes durch das gesamte Behandlungsteam in einem spezialisiertem Zentrum von entscheidender Bedeutung.
Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass das geborene Kind danach auch an Brustkrebs erkrankt?
Die Erkrankung der Mutter während der Schwangerschaft hat keinen Einfluss auf das Kind. Wenn die Mutter aber eine Mutation der Brustkrebsgene aufweist, könnte das Kind später auch an Brustkrebs erkranken.
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