Es fällt schwer, das Haus aufzugeben, in dem man seine Kinder aufgezogen und das halbe Leben verbracht hat. Trotzdem sollte man sich rechtzeitig mit diesem Gedanken auseinandersetzen.
Es fällt schwer, das Haus aufzugeben, in dem man seine Kinder aufgezogen und das halbe Leben verbracht hat. Trotzdem sollte man sich rechtzeitig mit diesem Gedanken auseinandersetzen. Credit: Adobe Stock
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Frühzeitig an die Hausübergabe denken

Wann ist es angezeigt, das Haus zu verkaufen und gegen eine praktische, hindernisfreie Wohnung einzutauschen? Das ist die 1000-Dollarfrage, mit der sich viele Hausbesitzer schwer tun. Es lohnt sich, einige wichtige Überlegungen frühzeitig anzustellen.

Stefan Hartmann

Nehmen wir Ehepaar Meier als Beispiel. Das Paar, beide Mitte 70, hat es gemütlich. Ihr Einfamilienhaus samt eines lauschigen Gartens ist zwar zu gross für zwei Personen, aber finanziell günstiger als eine Mietwohnung. Zumal der Hypokredit weitgehend abbezahlt ist und der Hypo-Zinssatz der vergangenen zehn Jahre unglaublich tief lag.

Aber auch sonst ist den Meiers der Verbleib im Eigenheim im Alter lieb. Da sind viele emotionale Momente, die mit Haus, Garten und Quartier verbunden sind. An diesem Ort wurden die Kinder gross und viele schöne Feste gefeiert, die in der Erinnerung haften geblieben sind. Da ist viel Platz für die Grosskinder zum Herumtollen. Kurz, das Haus ist der Ort, an dem ein Lebenstraum verwirklicht wurde. Es ist begreiflich, dass viele Hausbesitzer lange im vertrauten Haus bleiben möchten – warum also ans Aufgeben denken?

Vorbereitung ist wichtig

«Der Verbleib im Haus sollte frühzeitig diskutiert werden, wenn man noch gesund ist, und nicht erst, wenn sich bereits Anzeichen von Krankheit oder Altersschwäche abzeichnen», sagt Kathy Steiner, Geschäftsleiterin von Casafair und fügt an: «Wer die Entscheidung zum Verlassen des Hauses so lange hinauszögert, bis die Treppe in den oberen Stock zum ernsthaften Problem wird und der Unterhalt des grossen Hauses eine Überforderung darstellt, sieht sich plötzlich gezwungen, die nächstbeste Lösung anzunehmen.» Besser sei es, wenn sich die Leute schon bald nach dem Renteneintritt nüchtern mit der Frage befassen würden, wie sie dereinst im Alter wohnen wollen, rät die Geschäftsführerin des Verbands.

Der Zeitpunkt, das zu Hause zu verlassen, hängt von diversen Faktoren ab»

«Das ist frühzeitig genug, um sich ohne Druck über verschiedene Möglichkeiten zu informieren, sich inspirieren zu lassen und über die eigenen Wünsche und Bedürfnisse nachzudenken», erklärt Kathy Steiner. So gebe es mittlerweile altersdurchmischte und gemeinschaftliche Wohnkonzepte von Gemeinden, Genossenschaften oder privaten Wohnungsanbietern, erzählt die Geschäftsleiterin.

Frauen lassen leichter los

Beim schwierigen Entscheid, das Haus zu verlassen und zu verkaufen, gibt es offenbar auch geschlechtsspezifische Unterschiede. Laut einer Umfrage unter Hausbesitzerpaaren in Winterthur-Seen von 2012 tun sich Frauen leichter damit, loszulassen und das Haus zu verkaufen. Der «Remanenzeffekt», also der Wunsch zu bleiben, ist bei Männern grösser. «Frauen sind offener für den Wechsel in eine alternative Alterswohnform», sagt der Autor und Immobilienökonom René Zettel. Bei einer Hausübergabe an die eigenen Kinder ist immer noch der Trost, dass das Haus in der Familie bleibt. Man sollte aber nicht darauf bauen, dass die Kinder das Haus dereinst übernehmen. Auch hier gilt: Beizeiten fragen wie es um die Interessen steht.

Pflege zu Hause

Für die Aufgabe des eigenen Hauses und den Wechsel in eine andere Wohnform spielen Gesundheit und Alter eine zentrale Rolle. Ab 75 Jahren ist man körperlich schliesslich jedes Jahr etwas schwächer auf den Beinen. Mit externer Hilfe, etwa der Spitex, können Menschen auch bei Altersgebrechen noch lange zu Hause leben. «Der Zeitpunkt, das zu Hause zu verlassen, hängt von diversen Faktoren ab», sagt Marianne Pfister von Spitex Schweiz.

Checkliste

Zentrale Voraussetzungen für den Verbleib im Haus sind:

  • Sie erfreuen sich dem Alter entsprechend guter Gesundheit.

  • Sie können den Haushalt weitgehend selbst bewältigen.

  • Sie können Besorgungen noch selber erledigen oder bei Bedarf auf Nachbarn oder die Kinder zählen.

  • Sie können bauliche Anpassungen im Haus finanzieren und organisieren.

  • Sie können sich externe Hilfe für Pflege- und Hausarbeiten finanziell leisten.

  • Sie können eine Auflösung des Haushalts und einen Umzug auch selbst in die Hand nehmen.

«Zum Beispiel, wenn die Menschen aufgrund einer Krankheit intensiv auf Unterstützung angewiesen sind», so Marianne Pfister. Die Spitex kann mehrmals am Tag Klienten und Klientinnen pflegen sowie betreuen, jedoch nicht rund um die Uhr. «Ein Wechsel in eine andere Wohnform muss auch in Betracht gezogen werden, wenn die Pflege und Betreuung zu Hause aus fachlicher Sicht nicht mehr verantwortbar ist oder wenn die Hilfeleistung derart intensiv geworden ist, dass sie die Möglichkeiten der Spitex übersteigt», erklärt Marianne Pfister von Spitex Schweiz.

Vorkehrungen treffen

Zu den weiteren Überlegungen gehören auch der Standort des Hauses und seine Erschliessung mit dem öffentlichen Verkehr. Ferner sollte überprüft werden, ob ein soziales Netz, wie die eigene Familie oder Nachbaren, vorhanden ist. Pro Senectute unterstützt die ältere Bevölkerung dabei, mit gezielter Hilfe möglichst lange autonom und zufrieden in ihrem Zuhause alt zu werden. «Heute ist der Umzug ins Altersheim längst nicht mehr die einzige Option», erklärt Tatjana Kistler von Pro Senectute Schweiz. «Es gibt Alterswohnungen, betreutes Wohnen, Alters- oder Generationen-Wohngemeinschaften, Tagesstätten, Pflegewohngruppen. Und natürlich die Möglichkeit für eine punktuelle Entlastung durch Betreuungs- oder Pflegeleistungen, um selbstbestimmt in den eigenen vier Wänden wohnhaft zu bleiben», sagt Kistler. Zudem lässt sich der Verbleib im vertrauten Haus durch Vorkrehrungen wie das Beseitigen von Barrieren, das Schaffen schwellenfreier Räume oder Instalieren von Einrichtungen wie einer rutschsicheren Dusche im Badezimmer verlängern.

Die Vorstellung, das eigene Heim aufzugeben, mag für manche ältere Hausbesitzer ein Alptraum sein. Das ist, wie wenn man ihnen den Teppich unter den Füssen wegziehen würde. In der Tat: Mit dem Verkauf geben die Besitzer ein Stück Lebensgeschichte auf. Doch letztlich kann der Verkauf auch befreiend wirken. Man gewinnt mehr Zeit, Unabhängigkeit und Freiheit. Denn Haus und Garten können auch eine Belastung sein. Dagegen kann eine moderne Wohnung im Zentrum mit neuen Kontakten und Nachbarn eine Wohltat darstellen.

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