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Gemeinsam für eine nachhaltige Medikamenten-Grundversorgung

Der massive Preisdruck auf Generika und Biosimilars wirkt sich sehr negativ auf die eh schon angespannte Arzneimittelversorgung aus. Zu deren Sicherung sollten auch Kooperationen mit dem Ausland ins Auge gefasst werden.

Generika und Biosimilars sind zwei zentrale Grundpfeiler in der Medikamentengrundversorgung der Schweiz und leisten von Jahr zu Jahr einen signifikanten und wachsenden Sparbeitrag angesichts sich zuspitzender Gesundheitsausgaben. Ein Blick auf aktuelle Zahlen zeigt, dass die geläufige Darstellung dieser patentfreien Qualitätsarzneimittel als Kostentreiber im Gesundheitswesen falsch ist.

Fakt ist: Hinter dem Generika-­Kostenwachstum (Arzneimittel der Spezialitätenliste) von 71,4 Millionen Franken oder 8,8 Prozent versteckt sich ein grösseres Volumenwachstum in Höhe von 10,4 Prozent (IQVIA Datenauswertung 2022). Generell gehören die Medikamente im Gesamttotal nicht zu den Kostentreibern, da der Anteil der Medikamentenausgaben an den Gesamtausgaben in der Grundversicherung seit Jahren bei circa 18 Prozent liegt.

Man kann auch momentan nicht von einer Kostenexplosion im Gesundheitswesen – wie das fälschlicherweise oft getan wird – sprechen, da das Wachstum der Gesamtausgaben in der obligatorischen Krankenpflegeversicherung pro Kopf in den letzten Jahren tendenziell rückläufig ist. Auch wenn man die Entwicklung im Kontext von steigenden Krankenkassenprämien nicht kleinreden darf, gibt es klare Gründe für deren Anstieg. So musste das Bundesamt für Gesundheit (BAG) selbst einräumen, dass die Covid-Pandemie ein massgeblicher Kostentreiber war (Pressemitteilung BAG 21.6.2023). Statt also Generika und Biosimilars permanent als Sündenböcke zu brandmarken, sollte das Problem der akuten Versorgungsengpässe bei Medikamenten der Grundversorgung analysiert und konsequent angegangen werden. Über Jahrzehnte hinweg haben Staaten weltweit versucht, die Mehrausgaben für Arzneimittel-Innovationen durch drastische Einsparungen bei den etablierten Off-Patent-Arzneimitteln zu kompensieren. Doch ist der Bogen dann überspannt, wenn heute die Tagestherapiekosten gewisser Medikamente der Grundversorgung um etliches billiger sind als eine am Kiosk angebotene Hustenpastille. In einem kleinen und komplexen Land wie der Schweiz können Medikamente nicht zu Dumpingpreisen angeboten werden.

Lieferengpässe als Folge globaler Abhängigkeiten

Dieser über Jahre anhaltende massive Preisdruck auf die elementaren Arzneimittel der Grundversorgung hat sodann zu einer Produktionsoptimierung bei den Herstellern und einer damit verbundenen Verlagerung der Produktion von Medikamenten und Wirkstoffen in Länder mit niedrigeren Lohnkosten und weiteren Vorteilen wie etwa tiefen Hürden bei Umweltstandards geführt. Während Länder wie China und Indien die Rahmenbedingungen zunehmend attraktiver gestalteten, um die Produktion an sich zu ziehen, haben sich hiesige Hersteller aus diesen zunehmend unattraktiven Marktsegmenten verabschiedet – mit der Folge einer wachsenden Abhängigkeit von diesen Billigländern.

Dr. Lucas Schalch, Geschäfts­führer Intergenerika
Dr. Lucas Schalch, Geschäfts­führer Intergenerika Credit: zvg

Erschwerend hinzu kam die Pandemie, die Lieferketten- und Produktionsabbrüche nach sich zog und weltweit die Nach­frage nach Arzneimitteln anfeuerte. Weil ihnen das eigene Hemd näher ist, haben Länder wie China wegen eines erhöhten Eigengebrauchs zudem den Export von lebenswichtigen Medikamenten und Wirkstoffen gestoppt, was die Situation weiter verschärfte.

Lösungen im internatio­nalen Verbund suchen

Welcher Ausweg bietet sich der Schweiz aus dieser unhaltbaren Situation? Was sind Lösungsansätze für eine nachhaltige Sicherung der Medikamentengrundversorgung und eine Reduktion der Abhängigkeit von internationalen Lieferanten? Es gilt eine Reihe von Massnahmen zu prüfen: Neben einer Ausweitung der Liste von Arzneimitteln mit Pflichtlagerhaltung ist eine Erhöhung der Mengen in den Pflichtlagern ratsam. Hier handelt es sich um eine kurzfristige Massnahme, welche die Grundproblematik nicht beseitigt.

Mit den vom Ausland gemachten Fehlern vor Augen muss aber vor allem der ruinösen Tiefstpreispolitik des Eidgenössischen Departements des Innern/BAG Einhalt geboten werden – auch, um die Attraktivität der Schweiz als Abnehmerland nicht weiter zu schmälern. Stattdessen schlagen wir die Einführung eines unteren Preises vor, ab welchem ein Arzneimittel als wirtschaftlich gilt und keinen weiteren Preissenkungen ausgesetzt wird. Preiserhöhungen angesichts hoher Inflation und/oder dramatischer Währungsschwankungen sind Schweizer Anbietern vom Gesetzgeber untersagt. Dies muss sich ändern, und Preise sollen nicht nur nach unten angepasst werden, sondern es müssen ökonomisch begründbare Preiserhöhungen möglich werden, dies zumindest im Tiefpreissegment.

Als präventive Massnahme ist ein Monitoring-System zur frühen Erkennung von Engpässen ratsam. Im Verbund mit dem nahen Ausland liegt eine Zu­sammenarbeit nahe, um die Produktion der billigen Arzneimittel wieder nach Kontinentaleuropa zu holen. Auch betreffend regulatorischer Vorgaben für ein redundantes Produktionskonzept – von Rohstoffen, Wirk­stoffen bis hin zur finalen Konditionierung – müsste sich die Schweiz an den Gesprächen mit Europa beteiligen und Gesamtlösungen suchen.

Fazit

Die Schweiz ist auch hinsichtlich der Medikamentengrundversorgung keine Insel und ist gut beraten, in Eigenregie wie auch in Kooperation mit dem benachbarten Ausland Massnahmen zu ergreifen, die von attraktiven Rahmenbedingungen für hiesige Anbieter bis hin zu einer langfristigen Repatriierung zumindest von Teilen der Produktion reichen. Vor allem muss dem seit Jahren anhaltenden Druck auf Preise von Generika und Biosimilars, als zentralen Säulen der Grundversorgung, Einhalt geboten werden.

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