Credit: Peter Hummel
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Süsser Wein und scharfe Trails

Balearen, Kanaren, Azoren, Kapverden — in den letzten Jahren sind diese iberischen und atlantischen Inselgruppen unter Bikern immer populärer geworden. Ein Geheimtipp ist das portugiesische Madeira: Sportive Biker kommen hier optimal auf ihre Rechnung.

Peter Hummel

Madeira ist als Insel der Blumen und Insel des Süssweins bekannt – aber es ist auch eine Insel des Wassers, genauer der Levadas. Das sind Bewässerungskanäle in allen Höhenstufen; die ersten wurden schon im 15. Jahrhundert errichtet, die letzten in den 1960er-Jahren. Die Walliser Suonen lassen grüssen. Heute sind sie immer noch über 2000 km lang. Über 100 Levadas sollen noch funktionieren und landwirtschaftlich genutzt werden, die Hälfte davon auch touristisch – als Wanderwege. Die Levadas machen Madeira zu einer der attraktivsten Wanderinseln der Welt. Und wo man gut wandern kann, lässt sich in der Regel auch gut biken.

Eine erste Kostprobe dürfen wir schon am Ankunftstag auf der Levada da Serra do Faial erleben. Gepflegtes Einrollen durch den kontrastreichen madeirischen Wald, in dem sich Farne mit mächtigen Pappeln und Eukalyptusbäumen abwechseln. Auf dem breiten Kanalweg kann Wanderer*innen problemlos ausgewichen werden. Tags darauf ist das Level gleich mehrere Stufen höher – sowohl von der Höhenlage als auch von der Schwierigkeit her. Wir fahren per Bus ins Gebirge und kommen schon bald nach dem Ausstieg ins Kraxeln, um der Levada da Serra zu folgen, welche das Wasser in mehreren Gefällsstufen und Tunnels vom wasserreichen Norden in den landwirtschaftlich intensiv genutzten fruchtbaren Süden mit seinen Vulkanböden transportiert.

Da läuft einem das Wasser im Mund zusammen: farbenprächtige Früchteauslage in der Markthalle von Funchal, der Hauptstadt von Madeira.
Da läuft einem das Wasser im Mund zusammen: farbenprächtige Früchteauslage in der Markthalle von Funchal, der Hauptstadt von Madeira. Credit: Peter Hummel

Zum Glück sind wir nur zu Fuss unterwegs, denn schon so muss man sehr aufs Gleichgewicht achten – unser lokaler Reiseleiter Carlos wollte uns demonstrieren, dass die Levadas nicht nur ein grossartiges Kulturgut der Insel, sondern über weite Strecken auch eine wasserbautechnische Meisterleistung darstellen, die den kühnen Wasserkänneln in den Walliser Alpen kaum nachstehen.

Dornen, Wellen und Klippen

Als wir am Mittag die Hochebene Paul da Serra auf 1500 Metern erreichen, sind unsere Räder auch schon da: Fahrer Mauricio hat sie in seinem wendigen Truck hochgefugt. Wir wundern uns über die plötzlich bizarr-karge Landschaft, die eher ans schottische Hochland erinnert – die paar Nebelfetzen könnten nicht besser passen. Gleichwohl haben wir Wetterglück: Dutzende von Windrädern lassen ahnen, welch zünftige Windstürme es hier oben wohl geben kann.

Das malerische Dorf Seixal, das unter anderem für seinen schwarzen Sandstrand «Praia do Porto de Seixal» bekannt ist.
Das malerische Dorf Seixal, das unter anderem für seinen schwarzen Sandstrand «Praia do Porto de Seixal» bekannt ist. Credit: René Thommen

Nach letzten Ausblicken über tief eingeschnittene Schluchten auf den offenen Atlantik hinunter heisst es Mut fassen – zuerst auf einem Hasentrail durch Ginsterbüsche mit noch nie gesehen langen Dornen, dann auf einer 10 km langen Schotterabfahrt. Beim vermeintlichen Dessert über die Küstenstrasse nach Porto Moniz lernen wir eine madeirische Gesetzmässigkeit kennen: Auf dieser Insel ist es nie flach, schon gar nicht nachmittags kurz vor dem Ziel. Zur Belohnung lockt ein herrliches Bad, zwar nicht direkt im zu gefährlichen Meer, sondern im Natural Pool, der in die Lavaklippen gebaut ist, und wo die riesigen Brecher der Brandung reinschwappen.

Blumenschmuck als Wegbegleiter

In den nächsten Tagen lernen wir es mehr und mehr zu schätzen, dass wir am Morgen nicht gleich in die Pedale treten müssen, sondern die 20-prozentigen Steigungen per Shuttlebus überwinden dürfen. Wir benutzen zwar immer wieder mal eine Fire Road und einen Dirt Track, dank unserem Tourguide Thomas finden wir aber auch all die unmarkierten Singletrails der lokalen Freerider.

Bunte Kacheln, botanische Gärten und frische Fische

Klima: Auf Madeira schwanken die Temperaturen nur wenig, von 19° im Januar bis 25° im August; man kann also das ganze Jahr über biken, wobei täglich mit Regenschauern gerechnet werden muss.

Veranstalter: Die beschriebene Reise wird von Bike Adventure Tours angeboten, einem der ältesten Bikereise-Veranstalter.

Nächster Termin: 14.–21. Oktober, 8 Tage mit Flug 3440 CHF. bike-adventure-tours.ch. Wer noch ein paar Tage verlängern und einige Freeride-Touren unternehmen will, ist hier an der richtigen Adresse: freeridemadeira.com (mit eigener Trailbau-Equipe).

Tipp: Eine Verlängerung lohnt sich alleine schon, um die Sehenswürdigkeiten der Hauptstadt Funchal genauer zu entdecken: Markthalle, kunstvolle Azulejos (bemalte Kacheln) und Strassen­reliefs, Korbschlittenfahrt (ein Weltunikum) und Botanischer Garten in Monte, Madeira-Kellereien.

Baden: Weil die Insel vulkanischen Ursprungs ist, gibt es kaum flache und schon gar keine sandigen Strände; dazu muss man einen Ausflug auf die Nachbarinsel Porto Santo machen.

Kulinarik: Immer lecker: ein Poncha. Der Zuckerrohrschnaps mit Zitronensaft und Honig gilt als Nationalgetränk und ist noch süffiger als ein Caipirinha. Für eine Insel heute nicht mehr selbstverständlich: auf Madeira gibt es herrlich frische Fische. Und als Abwechslung eine Espetada – ein Ochsenspiess, der auf einem hohen Ständer serviert wird.

Dazu stossen wir jeden Tag auch wieder auf Levadas – für einen Chill Ride. Wir lehnen uns gemütlich zurück, wenn eine Levada mitten durch Siedlungen und Vorgärten führt und wir geniessen den Blumenschmuck als ständige Wegbegleiter und die Möglichkeit, uns mit leckeren Früchten, welche am Kanalrand feilgeboten werden, zu stärken, insbesondere der kanarischen Banane.

Exotische Vegetation, bizarre Berge

Vielleicht am Faszinierendsten auf unseren Touren ist aber der rasante Wechsel der Vegetationszonen: Von der kargen Hochebene durch urzeitliche feuchte Lorbeerwälder, geschützt als Unesco-Weltkulturerbe «Laurazeenwald» (Dutzende übermannshohe Farnsorten erinnern fast an einen Regenwald), zu den «Wäldern unter den Wolken» mit Pinien, Akazien und Zedern sowie einigen selten gewordenen Drachenbäumen, und noch tiefer unten zu den Blumengärten mit Bougainvilleas, Hibiskus und Strelitzien, der bekannten Paradiesvogelblume, die zum Wappenschmuck Madeiras geworden ist.

Verbunden mit den Pflanzen sind natürlich auch die entsprechenden Düfte: intensiver Eukalyptus, zartes florales Parfum und hin und wieder leider auch der beissende Geruch abgebrannten Waldes.

Letzter Tag dieser Tourenwoche: die Königsetappe. Wir werden auf den Pico do Arieiro auf 1818 m gefahren. Der höchste befahrbare Punkt und dritthöchster Berg der Insel. Die Wolkenfetzen über den bizarren Felsformationen geben einem fast das Gefühl, dass die vor Tausenden von Jahren erloschenen Vulkane immer noch am Brodeln sind.

Noch einmal geniessen wir die atemberaubende Aussicht. Dann ein letztes Mal verborgene Trails entdecken, Ginsterdorne aus dem Plattfuss ziehen, mit dem Wasser um die Wette cruisen und zur Feier des Tages einen Poncha heben. Madeira, Insel der Blumen, des Weins? Gewiss – aber auch Insel des Bikens!

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