Ein Skistar zum Anfassen: Ramon Zenhäusern posiert in Adelboden im Kreis seiner treusten Fans.
Ein Skistar zum Anfassen: Ramon Zenhäusern posiert in Adelboden im Kreis seiner treusten Fans. Credit: zvg
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EIN GROSSER FANCLUB FÜR EINEN GROSSEN MANN

Einst bestand der Fanclub des Walliser Slalomstars Ramon Zenhäusern vor allem aus Familienmitgliedern. Inzwischen sind Hunderte dabei – und sie nehmen zuweilen einige Strapazen auf sich, um ihren Helden bei Rennen anfeuern zu können.

Text: Manuela Talenta

«Ische Raamon ischt än groosse Maa – är fahrt Slaalom wie sus keine chaa», heisst es im «Ramon-Fanclub-Lied» in schönstem Walliserdeutsch. Und weiter: «Ob in Wängu oder Kitzbül, Küenisbärgli oder Schladming – ische Raamon, der ischt immer daa.» Der sechsfache Weltcup-Sieger Ramon Zenhäusern aus Bürchen im Wallis wird wohl auch beim Slalom am Lauberhorn zum Favoritenkreis zählen. Und die 331 Mitglieder seines Fanclubs werden entweder vor Ort oder vor dem Bildschirm mitfiebern.

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Ramons Vater Peter Zenhäusern erinnert sich an die Anfänge des Fanclubs: «Als Ramon seine ersten Erfolge auf der Piste feiern konnte, sprayte JO-Trainer Simon Zenhäusern – übrigens kein Verwandter von uns – einmal seine Gratulation in den Schnee und organisierte einen Empfang in Bürchen. Daraufhin kam sein Bruder, mein Namensvetter Peter Zenhäusern, mit der Idee eines Fanclubs auf mich zu.» Ramons Vater war anfangs etwas zurückhaltend. «Aber nachdem mein Sohn immer erfolgreicher wurde, sagte ich Peter, ein Fanclub wäre eine tolle Sache.» Die Suche nach einem Präsidenten begann zuerst im engeren Familienkreis. «Weil das aber nicht klappte, suchte ich den fähigsten Mann ausserhalb der Familie und wurde bei Damian Werlen fündig.» Die beiden kennen einander schon lang. «Ich machte ihm das Amt des Präsidenten schmackhaft, indem ich sagte, dass es nicht viel zu tun gäbe», so der 62-Jährige. Damian Werlen ergänzt: «Wir tranken zusammen einen Kaffee und sprachen über den neuen Fanclub. Anschliessend fragte ich vier meiner Freunde, ob sie bereit wären, mit mir zusammen den Vorstand zu bilden. Das waren sie, und so hielten wir am 16. Dezember 2016 in einem Restaurant in Bürchen die Gründungsversammlung ab.»

Chuenisbärgli 2023, kurz vor Rennstart, die Spannung steigt. Fanclub-Präsident Damian Werlen vor dem Abbild seines Idols.
Chuenisbärgli 2023, kurz vor Rennstart, die Spannung steigt. Fanclub-Präsident Damian Werlen vor dem Abbild seines Idols. Credit: zvg

Plötzlich viel Arbeit im Fanclub

Insgesamt 16 Mitglieder zählte der Club zu diesem Zeitpunkt, er bestand aus Familienmitgliedern, dem fünfköpfigen Vorstand und einer Handvoll weiterer Fans. Damian Werlen erinnert sich: «Es hiess ja, dass ich als Präsident nur wenig zu tun haben würde. Aber schon bald nach der Gründung startete Ramon durch.» In der Tat: Der Skirennfahrer, der sein erstes Top-10-Resultat in einem Weltcuprennen im Januar 2016 als Siebtplatzierter des Slaloms von Adelboden erzielt hatte, stiess im Januar 2018 mit den Plätzen 6 in Kitzbühel und 4 in Wengen an die Weltspitze vor. Kurz darauf gewann der 202 Zentimeter grosse Athlet in Stockholm den City Event – bei seiner ersten Teilnahme überhaupt –, er wurde bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang im Slalom Zweiter und gewann beim erstmals ausgetragenen Mannschaftswettbewerb zwei Tage später zusammen mit Wendy Holdener, Denise Feierabend, Luca Aerni und Daniel Yule die Goldmedaille. Da war es für den Vorstand des Fanclubs vorbei mit der Ruhe. Der Club zählt inzwischen mehrere hundert Mitglieder – sogar ein Österreicher ist dabei. Nicht irgendeiner, sondern Peter Schröcksnadel. Der ehemalige Präsident des Österreichischen Skiverbands ist, so Peter Zenhäusern, Mitglied auf Lebenszeit.

Der wohl grösste Fan

Der Vorstand ist angesichts der hohen Mitgliederzahl auch als Reiseleitung tätig. Denn mehrere Dutzend Fans besuchen nicht nur die Rennen in Wengen und Adelboden, sondern auch im Ausland. «Das sind unsere Höhepunkte», so der 43-jährige Präsident. In Kitzbühel sind die Fans ebenfalls immer dabei, oft auch in Chamonix und Madonna di Campiglio. Sie singen das eingangs zitierte offizielle Fan-Lied, schwenken Fahnen, halten Plakate in die Luft und hängen Transparente auf. Diese stammen meistens von Peter Zenhäusern – gemeint ist nicht Ramons Vater, sondern dessen Namensvetter. Ganz schön viele Zenhäuserns! «Peter hat zwar keine offizielle Funktion im Fanclub, ist aber so fleissig wie der Vorstand», sagt der andere Peter Zenhäusern. «Er ist bald 80 Jahre alt, aber bei fast jedem Rennen mit seinen Transparenten dabei. In Kitzbühel, wo der Fanclub am Pistenrand steht, platziert er sie immer an vorderster Front.»

«Als Ramon gewonnen hatte, sprang ich vor Begeisterung beinahe aus dem Fenster.»

Einmal sei ein Plakat geklaut worden. «Vielleicht befand es sich zu weit vorn und versperrte den Österreichern die Sicht. Wahrscheinlicher ist aber, dass jemand einfach ein schönes Souvenir mit nach Hause nehmen wollte», vermutet Zenhäusern, und er gibt gleich eine weitere Peter-Anekdote zum Besten: «Letzte Saison fuhr er zusammen mit seinem noch ein Jahr älteren Freund Josef Zenhäusern – ebenfalls kein Verwandter – zum Rennen nach Madonna di Campiglio. Das sind acht Stunden Fahrt! Sie fuhren frühmorgens in Bürchen los, stellten am Ziel ihre Transparente auf, schauten das abendliche Rennen und fuhren dann nachts wieder heim.»

Mehrere Dutzend Mitglieder des Fanclubs nehmen auch Auslandsreisen auf sich, um Ramon Zenhäusern anzufeuern – und nach dem Rennen zu treffen, wie hier in Kitzbühel.
Mehrere Dutzend Mitglieder des Fanclubs nehmen auch Auslandsreisen auf sich, um Ramon Zenhäusern anzufeuern – und nach dem Rennen zu treffen, wie hier in Kitzbühel. Credit: zvg

Er nimm sich viel Zeit für die Fans

Heim geht es für die Mitglieder des Fanclubs nach den Rennen sonst jeweils nicht sofort. Denn dann treffen sie in der Regel Ramon. «Er nimmt sich viel Zeit für uns, manchmal bleibt er über eine Stunde und spricht mit allen Anwesenden. Er sagt, dass wir ja wegen ihm hier seien, und das erfülle ihn mit grosser Freude», sagt Damian Werlen. Doch der Skirennfahrer nimmt sich nicht nur für den Fanclub Zeit, sondern auch für andere Fans. Werlen erinnert sich an eine Episode: «Ein älterer Mann aus dem Nachbardorf kam vor einigen Jahren auf mich zu. Er schaut jedes Skirennen im Fernsehen und fragte mich, ob er einmal mit dem Fanclub zu einem Rennen reisen dürfe. Also nahmen wir ihn mit nach Adelboden.» Nach dem Rennen traf er Roman Zenhäusern, und er durfte ein gemeinsames Foto machen. «Sehe ich diesen Mann heute im Dorf, strahlt er immer wie ein Maikäfer!»

Jubeln vor dem Fernseher

Ist der Fanclub bei einem Rennen nicht dabei, wird dieses von den Mitgliedern im Fernsehen verfolgt – manchmal mit der Familie zuhause, manchmal trifft man sich in einem Restaurant. Kassier Simon Gattlen sagt: «Diese Termine sind alle gesetzt, wir schauen nach Möglichkeit wirklich jedes Rennen von Ramon. Sehe ich ihn fahren, treibt es mir schon mal die Tränen in die Augen – gerade dann, wenn es für ihn nicht so gut läuft, so wie in der Saison 2021/2022.» Damian Werlen ergänzt: «Letztes Jahr schaute ich das Rennen in Chamonix daheim im TV. Als Ramon gewonnen hatte, sprang ich vor Begeisterung beinahe aus dem Fenster. Mein Nachbar – wir wohnen praktisch Fenster an Fenster – tat in diesem Augenblick genau dasselbe. Und meine Frau meinte, wir zwei seien wahnsinnig.»

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Die Stumpen und der Keller

Apropos Sieg: Fährt Ramon Zenhäusern aufs Podest, wird der harte Kern des Fanclubs – das sind 10 bis 20 Leute – in den Keller von Vater Zenhäusern in Visp eingeladen. «Er ist berühmt-berüchtigt. Es gibt nicht viel Platz, aber dort wird viel gefeiert, gesungen, gegessen und getrunken.» Ausserdem werden Stumpen geraucht. Da gibt es keine Widerrede, auch wenn alle Nichtraucher sind. Peter Zenhäusern, übrigens ebenfalls Nichtraucher, will es so. Er erklärt: «Ramon fuhr schon als kleiner Junge Ski. Eines Tages sagte ich zu zweien meiner Freunde, die heute zum harten Kern gehören: ‹Fährt Ramon mal aufs Podest, machen wir etwas Verrücktes. Wir werden zwar nicht von einem Wolkenkratzer springen und auch nicht das Matterhorn besteigen. Aber wir werden als Nichtraucher alle einen Stumpen rauchen.›» Da Ramon nun regelmässig auf einem Podest steht, müssen halt auch regelmässig Stumpen angezündet werden.

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